Zur Geschichte Schollbrunns

So fing es an

Schollbrunn ist eine ausgesprochene Waldrodung, vermutlich ursprünglich ein Waldhufendorf, angelegt spätestens um 1200.
Es besaß stets, entgegen den übrigen Dörfern, die unmittelbar in oder am Mainzer Spessartforst lagen, einen verhältnismäßig großen Gemeindewald.

1281 wird die Ansiedlung erstmals urkundlich erwähnt. Sie gehörte damals zum Erbe des ohne männliche Nachkommen verstorbenen Grafen Poppo IV. von Wertheim und fiel an dessen Tochter Mechthild. Deren Erbin Elisabeth von Schlüsselburg verkaufte den Ort mit seinen 27 Herdstätten im Jahre 1314 um 200 Pfund Silbermünzen an die Gräfin Elisabeth von Wertheim.
 

Schollbrunn – Klosterdorf der Kartause Grünau

Die Gräfin Elisabeth stiftete mit Urkunde vom 16. März 1328 die benachbarte, schon ursprünglich auf Schollbrunner Gemarkung gelegene Kartause Grünau. Hauptbesitz dieses Klosters wurde damals und blieb bis zum Jahre 1803 die Gemarkung und damit auch das Dorf Schollbrunn „mit seinen Bewohnern, Äckern, Wiesen, Weiden, Weinbergen, Wäldern, Gewässern, Rechten und Einkünften und allem sonstigen Zubehör in der Höhe und in der Tiefe“.

Schollbrunn gehörte obervogteilich unter die Grafen von Wertheim, im Besonderen spätestens seit Mitte des 14. Jahrhunderts unter die Zehnt Michelrieth. Dort war die Kartause Grünau wegen ihrer beiden Dörfer Schollbrunn und Altfeld stets durch 2 Schöffen vertreten.

Formell besaß also ursprünglich die Grafschaft Wertheim die territorialen Rechte, doch um 1383 trat als der eigentliche Herr der Prior (Vorsteher) der Kartause Grünau auf. In Schollbrunn war auch ein großer Herrschaftshof der Kartause, Schafhof genannt, in der Größe von 140 bis 150 Morgen. Dazu gehörte noch ein Herren- und Gästehaus. Auch der Kirchelhof, auf Großvieh und Wildpferde spezialisiert, gehörte der Kartause und wurde meist durch Pächter bewirtschaftet.

 

Ein Dorf – zwei Kirchen

Zu Beginn der Reformation mussten die Grünauer Mönche ihren Wirkungskreis verlassen.
Nach der tatsächlichen Säkularisierung durch Graf Michael von Wertheim um 1556 wird auch ein Teil der Bewohner Schollbrunns evangelisch. Das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten steht seither etwa zwei zu eins.

Kaiser Ferdinand stellte 1629 das Kloster wieder her und gab ihm auch seine alten Rechte in Schollbrunn zurück. Ab 1635 übten das Grafenhaus und der Prior der Kartause die Dorfherrschaft über Schollbrunn im „Kondominat“, d.h. gemeinsam aus.

Das Kloster Grünau, mit dessen Geschick die Ortschaft fast 500 Jahre lang eng verknüpft war, fiel der Säkularisation zum Opfer. Es entstand die katholische Pfarrei unter Einschluss der Nickelsmühle und der Schreckemühle. Für die evangelischen Einwohner war die Pfarrei Hasloch zuständig. Patronatsherr blieb der Chef des Hauses Löwenstein-Wertheim-Freudenberg bis in unsere Zeit. Dass heute zwei Kirchtürme das Ortsbild bestimmen, erklärt sich aus der beschriebenen geschichtlichen Vergangenheit.

 

Schollbrunn wird eigenständige Gemeinde

Ab 1803 traten laufend territoriale Veränderungen ein:
Zunächst bildete das Dorf einen Teil der Entschädigung, die das Haus Löwenstein-Wertheim-Freudenberg für seine verlorenen linksrheinischen Besitzungen erhielt. Die Rheinbundakte von 1806 wies diesen Bereich dem Fürstentum Aschaffenburg zu, das seinerseits 1810 dem Großherzogtum Frankfurt einverleibt wurde. Den Pariser Friedensverträgen zufolge fiel Schollbrunn 1814 an das Königreich Bayern und erhielt 1818 den Status einer bayerischen politischen Gemeinde unter Einschluss von Grünau, der Nickelsmühle, der Fechermühle, der Schreckemühle, des Baumgartshofs und des heute verfallenen Kirchelhofs.

 

Schollbrunn heute

Schollbrunn ist eine der kleinsten selbständigen Gemeinden im Landkreis Main-Spessart mit derzeit etwa 920 Einwohnern.
Seit der Schulreform 1969 gehören wir dem Schulverband Kreuzwertheim als Träger der Grundschule an.
Der Kindergarten wurde 1975 gegründet und ist im ehemaligen Schulhaus untergebracht.
Zusammen mit Kreuzwertheim und Hasloch gehört Schollbrunn zur Verwaltungsgemeinschaft Kreuzwertheim.

Zur Gemeinde gehören auch die außen liegenden Ortsteile Zwieselmühle, Schreckemühle, Nickelsmühle, Fechermühle, sowie der Baumgartshof und die Kartause Grünau.

Die Gemarkung Schollbrunn umfasst eine Fläche von ca. 1350 ha, davon sind 70 % Wald. Der Gemeindewald selbst hat eine Größe von 280 ha und wird bereits seit 3 Jahrzehnten naturnah bewirtschaftet (keine Kahlschläge, standortgerechte Mischbaumarten, natürliche Verjüngung). Die Feldflur umfasst 189  ha landwirtschaftliche Flächen, die im Nebenerwerb oder als Pachtfeld bewirtschaftet werden.

Schollbrunn und seine Ortsteile liegen in einem landschaftlich besonders reizvollen Teil des Südostspessarts in Höhenlagen zwischen 200 m und 480 m ü.N.N.